Geschichte des Trachtenverein Almrausch-Sölleite


1936 gründeten Franz Holzer, Ludwig Felderer, Josef Heubacher, Karl Holzer, Karl Holzer jun., Hans Obholzer, Karl Obholzer, Hans Reiter, Franz Steurer, Wilma Waldvogl den „Schuhplattlerverein Almrausch-Sölleite“.

Der erste Vereinsausschuss bestand aus:

Gründungsobmann:                            Karl Holzer

Obmann Stellv. & Vorplattler:             Pepp Heubacher

Kassier:                                            Karl Obholzer

Schriftführer:                                   Hans Reiter

 

Der Name „Sölleite“ kommt von einem früheren Ortsteil von Schwaz, denn bis zum Jahre 1837 bestand Schwaz zeitweise aus 5 selbständigen Gemeinden. Es waren dies a) der „Markt“, b) das „Dorf“ mit den Ortsteilen „Lehensassen“ und „Sölleite“, c) der „Pirchanger“ mit dem Ortsteil „Einöde“, d) der „Arz- und Schlinglberg“ sowie e) das „Ried“ und der „Zintberg“. Der Name „Sölleite“ stammt von den Begriffen „Söllhäuser“ (kleine Steinhäuser in denen die Knappen untergebracht waren) und von „Leite“ (Berghang).

 

Im Herbst 1936 fand im Gasthof Vomperhof der erste Trachtenball statt. Das erste Probelokal war im Gasthof Sonne in Schwaz untergebracht. Ab 1939 mussten die Proben wegen der Kriegswirren eingestellt werden.

 

Leider verunglückte Gründungsobmann Karl Holzer am 12. Mai 1942 tödlich.

 

Beim Wiederaufbau nach dem 2. Weltkrieg wurde der Name geändert. Bis in die 90-er Jahre lautete der Vereinsname „Tiroler Gebirgstrachten-Erhaltungs- und Schuhplattlerverein Almrausch-Sölleite Schwaz/Tirol“. Dem zweiten Vereinsausschuss gehörten folgende Personen an:

Obmann:                   Max Arnold
Obmann Stellv.:       Ludwig Felderer
Kassier:                     Franz Felderer
Schriftführer:            Franz Reiter
Vorplattler:                Pepp Heubacher

Die weiteren Mitglieder zur Zeit des Wiederaufbaus waren:

Hanni Hausberger, Liesl Huber, Resi Kleinrubatscher, Rosa Riedl, Frieda Steinlechner, Hanni Wegleitner, Hubert Engl, Josef Micheli sen., Josef Riedl, Josef Watschinger.

 

Schon sehr früh begann man mit dem Auffrischen früherer Freundschaften mit anderen Trachtenvereinen. Daraus resultierten zahlreiche Fahrten zu befreundeten Vereinen, wie z.B. nach Bad Wiessee 1948 und nach Mondsee 1948.

 

Der erste Plattlerball nach dem Krieg fand im Gasthof „Pelikan“ in Vomp statt.

 

Im August 1948 führte der Trachtenverein anlässlich der 50-Jahr-Feier der „1. Andreas-Hofer-Schützenkompanie“ das zweite Landestrachtenverbandsfest mit einer Trachtenschau durch. Dabei haben sich als Organisatoren besonders Ludwig Felderer, Hans Reiter und Karl Obholzer von den Schuhplattlern sowie Hubert Hochmuth, Hans Kometer und Alfons Krismer von den Andreas-Hofer-Schützen bewährt. Unter welch schwierigen Bedingungen das Fest damals durchgeführt werden musste, wird erst richtig klar, wenn man bedenkt, dass die französische Besatzung noch im Lande war und die Freiheit stark eingeschränkt wurde. Am Festzug nahmen etwa 180 Gruppen mit an die 7000 Personen teil. Die Aufstellung reichte bis Vomp, und die Straßen säumten ca. 30.000 Zuschauer. Über die Festivitäten wurde sogar in allen österreichischen Rundfunksendern, in Radio Stockholm und im Schweizer Telefon-Rundfunk berichtet.

 

Im Mai 1949 wurde die Fahne geweiht, die 1986 renoviert wurde und der Verein noch heute mit Stolz zu jeder Festlichkeit mitführt.

 

Die Stadt Schwaz feierte 1949 das Jubiläum „50 Jahre Stadterhebung“, dazu wurde ein Festabzeichen geschaffen, welches vom Trachtenverein als Vereinszeichen übernommen wurde.

 

Im Bereich des Pflanzgartens und am Pirchanger wurden immer wieder vom Trachtenverein mehrere Waldfeste veranstaltet, die bei der Bevölkerung großen Anklang fanden.

 

Die Mitglieder der „Almrausch-Sölleite“ nahmen an zahlreichen Preistanz- und Preisplattlermeisterschaften teil. Der Verein war immer in den ersten Rängen vertreten. Besonders stolz war man stets auf die sauberen Hochsprünge. Diese Tradition setzte sich auch später fort.

 

1967 führte der Almrausch das erste organisierte Grasausläuten in Schwaz durch, welches noch zweimal wiederholt wurde. Da es aber immer wieder Schwierigkeiten bei der Beschaffung der Glocken gab – es mussten sogar Kautionen hinterlegt werden – wurde dieser Brauch aufgelassen und ein paar Jahre später von der 1. Schwazer Schützenkompanie übernommen und dankenswerterweise bis heute beibehalten.

 

Aufgabe des Vereines war es stets, die Jugend zu fördern. Aus diesem Grunde wurde eine eigene Jugendgruppe um 1957 gegründet. In den 60-er Jahren wurde die Jugendarbeit aber stark vernachlässigt, sodass 1973 neuerlich eine solche Gruppe gegründet werden musste. Beim Verbandsfest des Unterinntaler Trachtenverbandsfestes 1974 trat diese erstmals auf. Bei der Neugründung zeichneten Georg Leitinger, Hans Thanner und Walter Wohlfahrtstätter hauptverantwortlich. 

 

Anlässlich der Jubiläumsfeierlichkeiten „175 Jahre Tiroler Freiheitskämpfe“ wurde wiederum mit der „1. Andreas-Hofer-Schützenkompanie“ ein gemeinsames Fest veranstaltet. Es wurde vom 07. bis 08. Juli 1984 das 31. Unterinntaler Trachtenverbandsfest und das Bataillons-Schützenfest des Schützenbundes Schwaz durchgeführt. Daran nahmen noch das Zillertaler Schützenregiment, die Musikkapellen des Musikbundes Schwaz, Zillertal und teilweise Rattenberg teil. Ebenso einige Gruppen aus anderen Bundesländern und Nationen. Am Festzug am Sonntag waren an die 167 Abordnungen mit ca. 4800 Teilnehmern vertreten.

 

Im November 1984 verstarb der Ehrenobmann Ludwig Felderer.

 

Im Verlauf der Vereinsgeschichte mussten die Probelokale mehrmals gewechselt werden, bis endlich die Familie Bender erlaubte, den ehemaligen Pferdestall des Gasthofs „Goldenes Kreuz“ auszubauen. Dort hatte der Verein zwischen 1977 und 1984 sein Probelokal. 1985 wurde gemeinsam mit dem Trachtenverein „D’Alpler, Schwaz“ ein Probelokal, das als Rohbau von der Stadtgemeinde Schwaz zur Verfügung gestellt wurde, ausgebaut und im Frühjahr 1986 feierlich eingeweiht. Nachdem dieses Lokal mangels richtiger Bausubstanz sehr feucht und praktisch unbenutzbar wurde, erhielten beide Trachtenvereine 2014 im Obergeschoss der Pölzbühne das frühere Vereinslokal der Stadtmusik Schwaz. Seit damals haben somit beide Vereine eine sehr feine Stätte für Proben und gesellige Zusammenkünfte.

 

1986 feierte der „Trachtenverein Almrausch-Sölleite, Schwaz“ sein 50 jähriges Bestandsjubiläum. Obwohl niemand mehr so richtig ein Fest durchführen wollte – nach 1984 war eigentlich die „Festluft“ draußen – wurde diesmal ein kleineres Fest mit einer Fahnenweihe organisiert. Es wurde die Garage der Fa. Ludwig Ledermaier in der Nähe der Adler-Werke angemietet. Leider war weder der Termin (zeitgleich lief die Fußball-Europameisterschaft), noch Örtlichkeit (zu weit vom Schwazer Zentrum entfernt) noch das Wetter (regnersich und kalt) ideal, sodass kein Gewinn erwirtschaftet wurde. Als einziger Trost bleibt, dass die Fahne, die 1949 ursprünglich geweiht wurde, nach einer Generalrenovierung wieder geweiht wurde und die Kosten durch Spenden für Fahnennägel gedeckt wurden.

 

Stammgäste des ehemaligen Gasthofes „Fuchsloch“ am Schlaghaufenplatz – die Fuchslochrunde – gründete unter der Leitung von Franz Adler im Jahre 1973 das Maibaumkraxeln. Nachdem einerseits die Mannen um Franz Adler zu alt wurden und andererseits schon Jahre lang der Almrausch mit der Jugendgruppe mitwirkte, wurde die Vereinsleitung gebeten diesen Brauch zu übernehmen. 1994 war es dann so weit. Am 1. Mai 1994 wurde das erste Maibaumkraxeln des Vereines, insgesamt aber das 22. organisiert.

 

1996 wurde Pepp Heubacher auf Grund seiner zahlreichen Verdienste um den Almrausch zum Ehrenobmann ernannt. Im selben Jahr wurde Pepp dann auch am 15.08. mit der Verdienstmedaille des Landes Tirol für seine Verdienste im Trachtenwesen geehrt. Noch im Sommer 2000 trat er bei einigen Tiroler Abenden mit uns auf, der Almrausch war sein Ein und Alles! Im 85. Lebensjahr verstarb Pepp am 21. März 2001.

 

Folgende Personen, die derzeit noch dem Verein angehören, wurden aufgrund ihrer Verdienste um den Trachtenverein Almrausch-Sölleite und um das Trachtenwesen ausgezeichnet:

ADir. RR Georg Leitinger

1980 mit dem Ehrenzeichen in Silber des Unterinntaler Trachtenverbandes

1981 Ernennung zum Ehrenmitglied des Trachtenverein Almrausch-Sölleite

1982 mit dem Ehrenzeichen in Gold des Tiroler Landestrachtenverbandes

1993 mit der Verdienstmedaille des Landes Tirol

1995 mit dem Ehrenzeichen der Stadt Schwaz – allerdings für soziale Verdienste

1999 mit dem goldenen Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich

2003 mit dem Tiroler Sportehrenzeichen

2012 Ernennung zum Ehrenobmann des Trachtenverein Almrausch-Sölleite

Walter Wohlfahrtstätter

1983 Ernennung zum Ehrenmitglied des Trachtenverein Almrausch-Sölleite

1990 mit dem Ehrenzeichen in Silber des Unterinntaler Trachtenverbandes

1999 mit dem Ehrenzeichen in Silber des Tiroler Landestrachtenverbandes

Helmuth Kirchner

2001 mit dem Ehrenzeichen in Silber des Unterinntaler Trachtenverbandes

2005 mit dem Ehrenzeichen in Silber des Tiroler Landestrachtenverbandes

2006 mit dem Ehrenzeichen der Stadt Schwaz

2006 Ernennung zum Ehrenmitglied des Trachtenverein Almrausch-Sölleite

Josef Micheli

1995 mit dem Ehrenzeichen in Silber des Unterinntaler Trachtenverbandes

1998 mit dem Ehrenzeichen in Gold des Tiroler Landestrachtenverbandes

2005 mit der Verdienstmedaille des Landes Tirol

2006 Ernennung zum Ehrenmitglied des Trachtenverein Almrausch-Sölleite

2009 mit dem Verdienstkreuz des Tiroler Landestrachtenverbandes in Silber
Walter Kulmitzer
2022 Ernennung zum Ehrenmitglied des Trachtenverein Almrausch-Sölleite

 

Seit 2016 sind nun auch „Trachtenträger“ gemäß dem Vereinsstatut im Verein integriert. Diese rücken bei religiösen Anlässen (Prozessionen) ebenso aus wie bei weltlichen (Feste usw.).

 

Ein paar Worte zur Tracht, die getragen wird:

Bei der Gründung tragen die Frauen das, für das Unterinntal typische, „Kassettl“. Um ca. 1960 wechselt man auf die „Sommerfestracht“ aus der Gegend Bozen und Umgebung, da die „Kassettln“ kaputt wurden, die Frauen lieber etwas „Frischeres“ tragen wollen, und das erforderliche Geld vorhanden ist. Anstatt der üblichen blauen Schürze wird jedoch eine gelbe Schürze gewählt. Nähere Details sind dazu leider nicht bekannt, da Aufzeichnungen ebenso fehlen wie ausreichende Auskünfte von Zeitzeugen. Die Männer tragen ab der Gründung bis kurz nach 1948 ein weißes Hemd, eine Lederhose, einen Ranzen und „Wadlstutzen“, sowie eine graue Joppe. Ein grüner Hut mit Federflaum und ein „Bindl“ aus buntem Stoff und „Kreadl“ rundet das Bild ab. Schon bei der Fahnenweihe 1949 werden die „Wadlstutzen“ durch weiße Stutzen ersetzt. Seit ca. 1950 wird zum weißen Hemd noch ein grüner Brustfleck mit weißen Rücken – warum die Farbe Grün, weiß niemand – getragen. Aus dem „Tuxer“ wird bis ca. 1977 ein „Steirerjanker“. Nach dem Fest 1984 werden die grauen „Steirer-Janker“ gegen braune Walkjoppen ausgetauscht. Seit ca. 1980 tragen sowohl die Frauen als auch die Männer bei Festumzügen und festlichen Anlässen auch noch einen schwarzen Hut mit hinten einer silbernen Quaste. Die Mädchen der Jugendgruppe hatten von 1973 bis 1984 gehäkelte Trachten-Oberteile mit schwarzen Röcken und gelben Schürzen. Nach 1984 wurden dann in mehreren Trachtennähkursen von Eltern der Kinder und einigen Mitgliedern des Vereines dieselben Trachten für die Mädchen genäht, wie sie von den Erwachsenen getragen werden. Die Knaben tragen dieselbe Tracht wie die Männer. Die Joppen bei den Kindern sind jedoch gestrickt.

 

Nun zu den Musikanten des Vereines:

Gott sei Dank, waren Verantwortliche des Vereines stets bemüht Musikanten auszubilden. Mit Hans Rainer hatte der Verein zur damaligen Zeit sicher einen der besten Zuginspieler weit und breit in seinen Reihen. Trotzdem blieb es nicht aus, dass Pepp Heubacher nicht nur einmal bei Proben mit seiner Mundharmonika aufspielen musste. Mit Georg Leitinger wuchs dann jedoch wieder ein ausgezeichneter Spieler heran, der es auch verstand, stets für Nachwuchs auf seinem Gebiet zu sorgen. Zudem wuchsen mit Walter Kulmitzer, Christian Bürger, Thomas Nagl und Martin Kirchmair weitere Spieler heran. Nur sehr selten kam dadurch der Almrausch in Verlegenheit, keinen Spieler zur Verfügung zu haben.

 

Derzeitig sind im Verein 22 Mädchen und Buben in der Jugendgruppe, 57 Personen aktive Mitglieder in der Erwachsenengruppe und 85 Personen als unterstützende Mitglieder gemeldet. Weiters gibt es noch 4 Ehrenmitglieder und 1 Ehrenobmann.

 

Jedes dieser Vereinsmitglieder ist redlich bemüht, echtes Brauchtum, die Tracht, den Volkstanz und den Schuhplattler unter dem Leitspruch der Vereinsfahne zu pflegen, der lautet:

„Für alte Sitte und guten Brauch, war’s Väter Art, wir halten’s auch!“

 

Die Vereinsleitung möchte es nicht versäumen, all jenen ein aufrichtiges und herzliches „Vergelt’s Gott“ auszusprechen, die in unzähligen Stunden uneigennützig geholfen haben, den Trachtenverein Almrausch-Sölleite, Schwaz zu dem zu machen, was er heute ist – zu einem angesehenen Trachtenverein Tirols.